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Allgemeine Geschichte

Zur Geschichte des „Aachener Reiches“
(Zur Karte von 1789)

Nach der römischen Besiedlung finden sich fränkische Spuren im 7. Jhd. nach Chr. Verlassene römisch-gallische Besitzungen gelangen in den Besitz der Krone. Dazu gehören in und um Aachen neben dem Bäderbezirk die Höfe Laurensberg, Richterich, Seffent, Süstern und Würselen (Wormsalt). Ob bereits in merowingischer Zeit im Aachener Talkessel ein Königshof oder eine Pfalz bestand, ist ungewiß. Die erste schriftliche Überlieferung berichtet lediglich davon, daß der Karolinger Pippin der Jüngere, Vater Karls des Großen, 765 in Aachen das Weihnachtsfest feierte.

Unter Karl dem Großen wird Aachen zur „Hauptstadt“ seines Reiches; das bis dahin vorherrschende Reisekönigtum wird zugunsten einer festen Residenz mehr und mehr aufgegeben. Unter seinem Sohn Ludwig dem Frommen blieb Aachen Sitz des Reiches, seine Bedeutung nahm allerdings ab. Im Zuge der Reichsteilung fiel Aachen 843 an das Zwischenreich Lotharingen, nach dessen Teilung an das Ostreich, dem es seit 925 angehörte. Fast alle deutschen Monarchen des Mittelalters ließen sich dort zum König krönen. Die reichsrechtliche Stellung Aachens als Krönungsort war unbestritten. Erst zu Beginn der Neuzeit löste Frankfurt am Main Aachen ab.

 Um 1166 bekam Aachen im Zuge der Heiligsprechung Karls des Großen durch Friedrich Barbarossa die Stadtrechte verliehen. Nach dem Privileg für „das Haupt und den Sitz des deutschen Reiches“ wurden alle Bewohner Aachens frei. Aachener Kaufleuten wurden u.a. zusätzlich die Zollfreiheit zugestanden. Zu der Stadtgemeinde gehörte auch das innerhalb der Bannmeile gelegene Gebiet. Im Jahr 1336 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer der Stadt dieses Territorium, für das sich die Bezeichnung „Aachener Reich“ durchsetzte.

Die einzelnen Gehöfte, Mühlen, Weiler und Dörfer bildeten die sechs Quartiere (Laurens)berg, Orsbach, Vaals, Haaren, Weiden und Würselen. Ursprünglich bildeten neben Aachen nur Laurensberg und Würselen eigene Kirchspiele. Haaren, Weiden und Würselen nahmen als „Quartiere over Worm“ eine Sonderstellung ein, da sie jenseits des Flusses Wurm lagen, unmittelbar zum Köln und nicht wie Aachen zu Lüttich gehörten.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts sicherte die Stadt das Territorium mit dem 70 Kilometer langen Landgraben, der aus einem 4 Meter hohen Mittelwall und zwei kleineren etwas 1,20 Meter hohen Nebenwällen bestand, die durch 3 bis 4 Meter tiefe Gräben voneinander getrennt waren. Der Hauptwall dieser etwas 20 Meter breiten Anlage wurde mit einer Hecke aus Buchen und Eichen bepflanzt, die durch Beschneidung undurchdringlich verfilzte. Nur wenige Straßen führten durch diese „lebende Mauer“. Die meisten Gebiete des Aachener Reiches und zum Teil auch darüber hinaus wurden im Laufe der Zeit eingemeindet. Im 20. Jahrhundert blieb nur Würselen mit (Broich)weiden selbständig.

Durch die Verehrung der Gottesmutter Maria – der Dom war ihr geweiht -, den Karlskult, den Königskrönungen und besonders durch die Heiligtumsfahrten zählte Aachen im Mittelalter zu den meist besuchten Stätten des christlichen Abendlandes. Dies förderte wiederum Handel und Gewerbe. Im In- und Ausland wurden der Stadt vielerorts Zollbefreiungen und -ermäßigungen gewährt.

Im Laufe der Jahrhunderte bestimmten vor allem die Auseinandersetzungen mit dem Herzogtum Jülich die Geschichte des „Reiches“. Früher als in anderen Reichsstädten setzte zu Beginn der Neuzeit in Aachen, hauptsächlich infolge der konfessionellen Auseinandersetzungen, der wirtschaftliche und damit verbunden politische Niedergang ein. In Aachen kamen nicht von innen, sondern von außen die verschiedensten Richtungen der neuen Lehre. Zahlreiche Religionsflüchtlinge (1544 flämische Tuchwirker, 1554 wallonische Kupferschläger) aus den Niederlanden fanden zuerst Aufnahme. Dies führte zu Spannungen, 1581 zum Aufstand der evangelischen Bürger. Ein Teil der Katholiken floh, Aachen wurde von Evangelischen regiert. Doch die Gegenreformation setzt sich durch. Im Jahr 1611 kam es erneut zur Revolte der Evangelischen, sie wurde niedergeschlagen, die Protestanten flohen aus Aachen und ließen sich in den benachbarten Gebieten wie Eschweiler, Monschau, Stolberg nieder. Härter als der Dreißigjährige Krieg, von dem die Stadt nur mittelbar berührt wurde, traf sie der große Brand des Jahres 1656. Fast das gesamte mittelalterliche gotische Aachen fiel ihm zum Opfer. Durch großzügige Hilfe sogar aus Italien entstand die Stadt neu. „Was das Feuer zerstörte, muß das Wasser wieder aufbauen“. Aachen entwickelte sich zum Modebad des Adels. 1792 besetzten französische Truppen Aachen und bereiteten der 600 Jahre währenden alten reichsstädtischen Herrlichkeit eine Ende. 20 Jahre sollte Aachen französisch sein. Vieles Innere und Äußerliche wurde in dieser Zeit erneuert. 1815 fiel Aachen an Preußen. In Aachen und Umgebung faßte die von England über Lüttich kommende Industrialisierung erstmals auf deutschem Boden Fuß und erreichte hier auf der Grundlage der einheimischen Steinkohle ihre erste große Blüte.

Kaiser und Könige von 918-1273 

im Heiligen Römischen Reich

 
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Sächsisches Haus/ Ottonen

 

Otto der Große

Otto II (Mitkaiser 967-973)

Otto III

Heinrich II, der Heilige

 

Salisch-Fränkisches Haus

Konrad II

Heinrich III

Heinrich IV

Heinrich V

 

Lothar der Sachse

 

Hohenstaufen

 

 

Friedrich I, Barbarossa

Heinrich VI

 

 

Otto IV von Braunschweig

(Welfe)

 

Friedrich II, Stupor Mundi

 

 

Interregnum

 

 

 

 

Verschiedene Häuser

(Luxemburg, Bayern, Habsburg ab 1437 endgültig bis 1806)

 

 

 

962-973

967-983

996-1002

1014-1024

 

 

1027-1039

1046-1056

1084-1106

1111-1125

 

1133-1137

 

 

 

 

1155-1190

1191-1197

 

 

1209-1214

 

 

1220-1250

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Römischer König in "Deutschland"

Sächsisches Haus/Ottonen

Heinrich I, der Vogeler

Otto der Große

Otto II

Otto III

Heinrich II, der Heilige

 

Salisch-Fränkisches Haus

Konrad II 

Heinrich III

Heinrich IV 

Heinrich V

 

Lothar der Sachse

 

Hohenstaufen

Konrad III  (Gegenkönig seit

1127)

Friedrich I, Barbarossa

Heinrich VI

Philipp von Schwaben

 

Otto IV von Braunschweig

(Welfe, Gegenkönig)

 

Friedrich II, Stupor Mundi

Heinrich VII

 

Interregnum

Wilhelm von Holland

Konrad IV, Staufer

Richard von Cornwall

 

Verschiedene Häuser

(Habsburg, Nassau, Luxemburg, Bayern)

 

 

 

918-936

936-973

961-983

983-1002

1002-1024

 

 

1024-1039

1028-1056

1056-1106

1098-1125

 

1125-1137

 

 

1138-1152

 

1152-1190

1169-1197

1198-1208

 

1198-1214

 

 

1196/1212-1250

1220-1235

 

 

1247-1256

1237/1250-1254

1257-1273

 

 

Zur Geschichte der Stadt Würselen

Die Geschichte der heutigen Stadt Würselen (Würselen-Mitte, Bardenberg, Broichweiden) in Mittelalter und Neuzeit ist eng verbunden mit der benachbarten Reichsstadt Aachen. Als Teil des Aachener Reiches bzw. der Grafschaft Jülich war die Beziehung sowohl von Gemeinsamkeiten , aber auch von vielerlei Gegensätzen und Rivalitäten gekennzeichnet.

Würselen wird erstmals 870 erwähnt, der König des Ostreiches Ludwig der Deutsche überträgt u.a. die Kirche von „Uuormsalt“ an den Abt von Prüm. Würselen war also Reichsgut mit einer Ausdehnung, die die späteren Ortschaften Morsbach im Norden, Haaren im Süden und Weiden im Osten einschloß. Bardenberg wird bereits 867, Weiden wird zum ersten Mal um 1310 schriftlich erwähnt. Bardenberg und Broich kommen im 13. Jhd. aus erzstiftisch-kölnischem Besitz an die Grafschaft Jülich. Weiden gehört zu Würselener Reichsgutkomplex. Es entstand an der spätmittelalterlichen Hauptstraße von Aachen nach Köln auf der Grenze zwischen dem Territorium des Aachener Reiches und der Grafschaft/Herzogtum Jülich.

Das Reichsgut in Würselen diente der Versorgung der Aachener Pfalz. Es war der Pfalz direkt unterstellt, die hier ansässigen Bauern bewirtschafteten die königlichen Ländereien gegen Abgaben. Sie mußten aber keine Frondienst leisten, wie es auf Nebenhöfen mit einem Meier als königlichem Beamten sonst üblich war. Diese Abwesenheit wiederum führte zu einer besonders selbständigen Entwicklung des Gemeinwesens. Es existierte eine relativ einheitliche Schicht von freien Reichsbauern. Aus dem hohen Mittelalter und der ersten Hälfte des Spätmittelalters gibt es wenig Quellen, da das Reich hier der einzige große Grundbesitzer war. Die geistlichen und adligen Grundherren waren aber in jener Zeit die Produzenten schriftlicher Quellen.

1214 schlägt Kaiser Friedrich II seine Zelte hier auf, da im Thronstreit zwischen Welfen und Staufern Aachen auf Seite des Welfen Otto IV stand. Erst 1215 öffnet Aachen seine Tore und Friedrich konnte sich mit den echten Reichsinsignien am richtigen Ort nochmals krönen lassen. Durch eine Urkunde aus dem Jahr 1270 wird die enge Beziehung der Reichsdörfer und insbesondere der drei „Quartiere over Worm“ (Würselen, Weiden, Haaren) zur Stadt Aachen, aber auch deren Rivalität zueinander deutlich. Zum Aachener Reich gehörte auch der Reichs- und Atscher Wald, an dem die Stadt, aber auch die Dörfer eigene Nutzungsrechte hatten. Die Stadt Aachen versuchte die Rechte der Dörfer zurückzudrängen. Dies gelang auch im Verlauf der weiteren Jahrhunderte nicht. Als Hüter der Rechte treten immer mehr die Grafen von Jülich auf, die sich mittlerweile die Vogtei von Aachen sichern konnten. Die ständigen Auseinandersetzungen führen 1681 sogar soweit, daß die Quartiere over Worm daran dachten, sich aus dem Aachener Reich zu lösen und Untertanen Jülichs zu werden. Im Jahr 1336 erkannte Kaiser Ludwig der Bayer die Rechte der Stadt Aachen im Aachener Reich an. Anlaß waren Streitereien, in denen wohl auch die Grafen von Jülich – die Rivalen der Stadt Aachen - verwickelt waren. Der Kaiser erneuert die Privilegien und bestimmt, daß keine Herzog oder geringere Adlige die Bürger Aachens oder deren Mitbürger, die in den innerhalb der Bannmeile der Stadt gelegenen Dörfern wohnen, belästigen möge. Auch später galten die Bewohner der Reichsdörfer als den Aachener Bürgern grundsätzlich gleichgestellt.

Die Entstehung der Bürgermeistereien Würselen, Weiden, Broich und Bardenberg hängt mit einem weltgeschichtlich bedeutsamen Ereignis zusammen, der Französischen Revolution. Am 16. Dezember 1792 wurde Aachen und Umgebung von den Revolutionstruppen besetzt. Nach einem zwischenzeitlichen Rückschlag fand die zweite Besetzung im September 1794 statt und dauerte bis 1814. 1798 bildete man Departement nach französischen Vorbild, Aachen wurde Hauptort des Roer-Departements. 1800 wurde statt der bisherigen vier Bezirke Würselen (seit 1798 mit Drisch, Haal und Oppen, die vorher zum Quartier Weiden gehörten), Scherberg, Schweilbach und Morsbach die Mairie (Bürgermeisterei) de Wurselen gebildet. 1815 wurde Würselen als Teil der Rheinprovinz Preußen zugeschlagen, ab 1816 gehörte es zum Regierungsbezirk Aachen, Kreis Aachen-Land.

Zur Bürgermeisterei Würselen gehörten die Dörfer: Bissen, Elgenrath, Grevenberg, Hahl, Morsbach, Oppen, Scherberg, Schweilbach und Würselen; die Bauernschaften Dobach (zum Teil), Drisch, Neuhaus und Prick; die Landgüter Ancker, Hochbrück und Teut; der Hof Mauenheide (Kaisersruh) sowie die Mahl- und Ölmühle Adamsmühl, die Schlag-, Mahl- und Schleifmühle Pomp und die Walkmühl, Rauh- und Scheermaschine Wolfsfurth.

Von 1851 bis 1903 wurden die Bürgermeistereien Würselen und Haaren in Personalunion verwaltet. Der Sitz der Verwaltung war Haaren als Wohnsitz des Bürgermeisters Franz Quadflieg bzw. Philippy. 1904 bekommen alle der zur Landgemeinde Würselen gehörenden Dörfer und Weiler die einheitliche Ortsbezeichnung Würselen.

Die Bürgermeisterei Bardenberg setzte sich um 1800 aus den zwei Dörfern Bardenberg und Niederbardenberg, den sieben Bauernschaften Forstum, Pley, Wefelen, Reifeld, Duffesheide, Esel und Birk (zum Teil), den frei Landgütern Kuckum, Reifelderhof und Steinhaus sowie einem Domänenhof Ottenfeld zusammen. 

Die Bürgermeisterei Broich bestand aus den fünf Dörfern Euchen, Linden, Neusen, Ofden und Vorweiden, den drei Höfen Broich, Kellersberg und Schleibach sowie den drei Mühlen Broichermühle, Kellersberger Mühle und Krandendahl.  Die Bürgermeisterei Weiden bestand aus den drei Dörfern Weiden, Feld, und St. Jobs, der Bauernschaft Dobach (zum Teil), dem Weiler Dommerswinkel, den drei Landgütern Thürgen, Wambach und Wersch sowie den Haus Kelmeshäusgen. Der größte Teil von Broich und Weiden werden 1935 zur Gemeinde Broichweiden vereinigt.

Die kommunale Neugliederung 1972 brachte mit Würselen, Broichweiden und Bardenberg wieder Orte zusammen, die auf eine lange trotz vieler Rivalitäten gemeinsame Geschichte zurückblicken konnten.

Staatszugehörigkeit meines Heimatgebietes Würselen

 

Zeitraum

"Oberstes" Staatsgebilde

Regierungsform

"Untereinheiten"

 

ab 1949

Bundesrepublik Deutschland

ab 1955 Republik Nordrhein-Westfalen
1949-1955 Alliierte Besatzung/ Republik Nordrhein-Westfalen

1871-1949

Deutsches Reich

1945-1949

Alliierte Besatzung

1946-1949

1945-1946

 

Nordrhein-Westfalen

Britische Zone

1933-1945

Diktatur

1934-1945

1933-1934

 

----

Preußen, Rheinprovinz

1918-1933

Republik

Preußen, Rheinprovinz

1871-1918

Kaiserreich

Preußen, Rheinprovinz

1866-1871

Norddeutscher Bund

Staatenbund

Preußen, Rheinprovinz

1815-1866

Deutscher Bund

Staatenbund

1822-1866

1815-1822/30

 

Preußen, Rheinprovinz

Preußen, Nördliche Rheinprovinz (Jülich-Kleve-Berg)

1801-1815

Frankreich

1804-1815 Kaiserreich Departement Roer
1801-1804 Republik Departement Roer

1648-1801

Heiliges Römisches Reich

1798-1801 Französische Besatzung Departement Roer
1648-1798 Kaiserreich

Reichsstadt Aachen

Herzogtum Jülich

Habsburgische Lande

Zur Geschichte von Damerau und Prositten

Mein Großvater Bernhard Grunert war vor dem ersten Weltkrieg als Schmied im Ort Damerau tätig. Die folgenden Beschreibungen sind alle weitgehend  dem Buch von Aloys Sommerfeld „Das Dorf Damerau bei Bischofstein“ entnommen. 

Die Lage

Südlich von Bischofstein im Kreis Rößel, gut vier Kilometer Luftlinie entfernt, liegt hinter einem Ausläufer eines Waldes in einer Niederung, die sich von Klackendorf kommend durch die Gemarkung zieht, das Dorf Damerau. (Karte Ostpreußen). Hügel und Senken bilden das abwechslungsreiche Mosaik der Landschaft, unverkennbar ein Moränengebiet, wie es in der Eiszeit entstanden ist. Damerau bezeichnet einen dünnbestandenen Eichenwald und wird im 14. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 

Die ursprüngliche Dorfanlage

Lebten die alten Preußen zumeist in Streusiedlungen und auf Einzelhöfen, die sich bei einem der zahlreichen Gewässer befanden, so legten die Deutschen Städte und Dörfer an, die letzteren vielfach als Angerdörfer. Am Eingang des Orts gabelte sich der Zugang in zwei Wege, die sich längs des Dorfes hinzogen und an dessen Ausgang wieder vereinigten Dadurch schlossen sie eine lange Fläche ein, den Dorfanger. An den Außenseiten der Wege lagen die Bauernhöfe, jeweils von einem Zaun umgeben, dessen dem Dorf abgewandte Seite aus hohen, dicken Planken bestand. Der Ein- und Ausgang des Dorfes war durch Holztore gesichert, die zur Nachtzeit geschlossen wurden. Dadurch war das Gemeinwesen eingefriedet und vor Raubgetier, das  noch zahlreich in den Wäldern hauste, und zum Teil auch vor Raubgesindel gesichert. 

Auf dem Anger befanden sich die Kirche, die Schmiede, die Dorfeiche als symbolischer Mittelpunkt des Ortes, der Dorfteich, aus dem die Bewohner das Wasser holten und das Vieh vor Austrieb auf die Weide und bei seine Rückkehr getränkt wurde. Bald aber wurden auf dem Anger auch die überzähligen Bauernsöhne angesiedelt, die den väterlichen Hof dem Erben hatten räumen müssen. Dort bekamen sie ein Stückchen Land zum Bau eines Hauses und zur Anlage eines Gärtchens für den täglichen Bedarf zugewiesen. Später wurden auf dem Anger auch das Spritzenhaus, das Armenhaus und schließlich die Schule gebaut. 

Die Form des Angerdorfes blieb in Ostpreußen bis zur Separation, der Aussiedlung der Bauern auf die Gemarkung um die Mitte des 19. Jahrhunderts, erhalten. Obwohl sich die alte Dorfform danach durch freie Anlage vor Bauten veränderte, kann man die einstigen Angerdörfer noch heute vielfach erkennen. Auch Damerau scheint zumindest in der Art eines Angerdorfes angelegt worden zu sein. Zwei Wege, die gepflasterte Hauptstraße und ein seitwärts verlaufender Sandweg, ziehen durch das Dorf, vereinen sich am Ein und Ausgang desselben und schließen den Anger ein, auf dem noch heute die Schmiede, die Schule und das Kapellchen stehen und der Dorfteich erhalten ist.  

Die Bevölkerung von Damerau

Das Ermland hat in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens wiederholt erhebliche Ausfälle in seiner Bevölkerung zu beklagen gehabt. Die mehrmaligen Einfälle der Litauer, die verheerenden Kriege des 15. Jahrhunderts und furchtbare Epidemien dezimierten seine Bevölkerung. Wie oft Damerau im Laufe seiner Geschichte seine Bewohner gewechselt oder erheblich ergänzt hat, ist schwerlich zu sagen, da es an den notwendigen Unterlagen mangelt. Von den preußischen Erstbewohnern des Dorfes dürften die meisten wohl das Opfer des ersten Litauereinfalls geworden sein. Der Rest ging dann im Deutschtum auf, denn es weisen die späteren Einwohnerverzeichnisse kaum noch altpreußische Namen auf. Die letzte deutsche Bevölkerung von Damerau scheint niederdeutscher Herkunft gewesen zu sein, denn es wurde dort käslauisch, ein niederdeutscher Dialekt, gesprochen. Als frühester Bewohner von Damerau ist der Preuße Walgioth bekannt. 1427 wohnt dort der Schulze Marcus Bast, der wohl deutscher Herkunft war. Aus dem Jahre 1533 kennen wir den Schulzen Benedictus Brock. 1831 wird im Grundbesitz als sog. Kleinkätner Anton Grunert mit 42 Ruten Besitz erwähnt – vielleicht der Großvater von Bernhard Grunert, der um 1890 in Damerau als Sohn eines Anton Grunert geboren sein soll. 1846 ist der Besitz schon auf 3 Morgen, 172 Ruten angewachsen. 

1871 zählte Damerau 256 Einwohner. Nach der Betriebszählung von 1939 hatte die Gemeinde 603, 6 ha und eine Bevölkerung von 213 Seelen. 144 Einwohner lebten von der Land- und Forstwirtschaft, 42 vom Handwerk, 1 vom Handel und 4 vom Beamtenstand. Die übrigen 22 Einwohner waren Rentner oder Sozialhilfeempfänger. Es bestanden 67 selbständige Betriebe, in denen außer 51 mithelfenden Familienmitgliedern 70 Personen gegen Entlöhnung arbeiteten. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung gehörte zum eigenen Betrieb, ein Drittel zur Gruppe der Lohnempfänger. 

Die Schmiede, ein kleines Gebäude, stand inmitten des Dorfes. Sie war Eigentum der Gemeinde und wurde jeweils an einen Schmied vergeben. Er brauchte keine Pacht zu zahlen, mußte dafür aber zu einem festgesetzten verbilligten Preis für die Gemeindemitglieder arbeiten. 

Am l. August 1914 brach der Krieg zwischen Deutschland und Rußland aus. Bernhard Grunert verlor in diesem Krieg ein Bein. Dies zwang ihn und seine Frau Anna Brock (Bild) in den 30igern seinen Beruf als Schmid aufzugeben und seine Familie mit bis dahin vier Kindern als Landwirt durchzubringen.  

Prossitten

Er zog in das nahe gelegene Dorf Prossitten um. (Karte Hausgrundstücke, links unter Nr. 1 war das Grundstück der Grunerts). Insgesamt sollte die Familie neun Kinder umfassen. 

Geschichte des Dorfes

In der von Prußen bewohnten Gegend wird das Dorf am 31. Oktober 1354 zum erstenmal erwähnt.
Die von Bischof Hermann von Prag unterzeichnete Gründungshandfeste ging verloren, wurde jedoch am 2. März 1529 durch Bischof Mauritius Ferber erneuert, dem Ortsschulzen Friedeland wurden 52 Hufen übergeben.
1520/21 wird das Dorf durch den Reiterkrieg verwüstet.
1772 besteht es (wie 1688) aus 23 Zinshufen, Schulzengrundstück von 3 Freihufen und 1 Zinshufe, 3 Freihufen für den Krugwirt, 4 Pfarrfreihufen und 2 1/2 Hufen für 3 Gärtner (Kleinbauern). Durch den Separationsrezeß wird das Dorf unter 50 Bauern und 17 Kleinbauern aufgeteilt; bis auf 3 Bauern ziehen die übrigen 47 Bauern auf den,Abbau.
1922 Gründung der Schwesternstation mit 2 Katharinenschwestern (Angaben nach A. Komatzki).

Auszug aus dem Einwohnerbuch des Kreises Rößel 1939

 

Prossitten

Bürgermeister : Franz Mige, Prossitten 
Amtsvorsteher : Franz Migge, Prossitten 
Standesamt : Prossitten 
Einwohnerzahl : 589

 

Haushaltungsvorstände :

 

Arendt, Erich Kontrollassistent 
Bader, Aloysius, Bauer 
Bangel, Karl, Deputant 
Bähr, Josef, Schmiedemeister 
Bergmann, Klemens, Maler 
Bergmann, Franz, Invalide 
Biermanski, Paul, Postschaffner 
Bischof, Josef, Schneider 
Böhm, August, Rentier 
Böhnert, Bauer 
Both, Anna, Schneiderin 
Brock, Josef, Landwirt 
Brock, August, Arbeiter 
Brock, Martha, Arbeiterin 
Czinzoll, Anton, Bauer 
Danielzig, Erich Gendarmerie-Hauptwachtmeister 
Dedner, Aloysius, Landwirt 
Dittrich, Anton, Bauer 
Dowe, Paul, Ziegler 
Durchgraf, Josef, Deputant 
Elders, Emma, Lehrerin 
Engling, Anton, Bauer 
Engling, Valentin, Schneider 
Engling, Anton, Eigenkätner 
Engling, Josef, Arbeiter 
Erdmann, Josef, Altsitzer 
Fugh, Hubert, Gastwirt 
Gerigk, Otto, Tischler 
GiIImann, Robert, Landwirt 
Gillmann, Otto, Landwirt 
Goerigk, August, Jungbauer 
Goerigk, Anna, Beuerin 
Graw, Aloysius, Bauer 
Groß, Herbert, Fleischbeschauer 
Grunert, Franz, Rentenempfänger 
Grunert, Franz, Arbeiter 
Grunert, Bernhard, Landwirt 
Gurreck, Valentin 
Haßelberg, Franz, Bauer 
Haßelberg, Lucia, Lehrerin i. R. 
Heinrich, Josef, Maurer
Hermann, Karl 
Hoenig, August 
Hohensohn, Georg, Arbeiter 
Holzki, Andreas, Landwirt 
Huhmann, Dominikus, Landwirt 
Kastelan, Franz 
Kastelan, Josef, Schneidergeselle 
Kaßnitz, Rosa, Bäuerin 
Kaßnitz, Otto, Jungbauer 
Kiewert, Aloysius, Lehrer 
Klafki, Johann, Eigenkätner 
Klein, Andreas 
Koll, Albert, Wirtschafter 
Kranich, Johann, Bauer 
Krause, Hubert, Bauer 
Krause, Franz, Landwirt 
Krause, Valentin, Landarbeiter 
Kroll, Leo, Landwirt 
Kucklick, Anton, Rentenempfänger 
Lingnau, Theodora, Krankenschwester

Lingnau, August, Bauer 
Löpki, Hermann, Bauer 
Lörch, Franz, Deputant 
Migge, Franz, Bauer 
Mischkowski, Robert, Arbeiter 
Müller, Josef, Tischlergeselle 
Neubauer, Josef, Arbeiter 
Neumann, Klemens, Landwirt 
Neuwald, August, Bauer 
Neuwald, Frenz, Landwirt 
Nitsch, Anton, Hirt 
Nitsch, Adalbert, Bauer 
Nitsch, Leopold, Bauer 
Pifka, Andreas, Bauer 
Pohl, Willy, Postbote 
Pohlmann, Richard, Schmiedegeselle 
Prothmann, Adalbert, Pfarrer 
Radig, Josef 
Rehaag, Andreas, Landwirt 
Rehaag, Franz, Bauer 
Rehaag, Otto, Rentier 
Reimann, Johann, Maurer 
Reiß, Franz, Bauer 
Rex, Franz, Arbeiter 
Rippert, Josef, TischIer 
Ruhnau, Leo, Bauer 
Sakowski, Andreas, Straßenwärter 
Samland, Gottlinde, Krankenschwester 
Schiweck, Paul, Kaufmann 
Schröter, Adalbert, Landwirt 
Schröter, Klemens, Landwirt 
Schulzki, Franz, Deputant 
Schwark, Anton, Bauer 
Schwark, Eduard, Schmiedemeister 
Schwark, Josef, Altsitzer 
Schwark, Viktor, Schuhmacher 
Schwarz, Paul, Kaufmann 
Skottki, Josef, Landwirt 
Socha, Karl, Landwirt 
Sommerfeld, Maria, Schneiderin 
Sommerfeld, August, Bauer 
Spannenkrebs, Anton, Arbeiter 
Stachowski, Michael 
Stachs, August, Maurer 
Stachst Franz, Landwirt 
Strehl, August, Landwirt 
Thiel, Franz, Landwirt 
Wagner, Paul, Tischler 
Wedig, Bernhard, Kraftfahrer 
Wein, Paul, Deputant 
Weiß, Josef, Arbeiter 
Wichmann, Alois, Maurer 
Wichmann, Johann, Arbeiter 
Witt, Paul, Rendant 
Witt, Aloysius, Jungbauer 
Witt, Anna, Bäuerin 
Woywod, Josef, Jungbauer 
Woywod, Josef, Bauer 
Woywod, Anton, Schneider 
Wolff, Andreas, Bauer 
Wunderlich, Arbeiter 
Zimmermann, Franz, Landwirt

 1945 wurde die Familie wie so viele andere von den Sowjets und der polnischen Bevölkerung vertrieben. Anschaulich erzählt wird dies in den Beschreibungen meines Onkels Bruno Grunert „Überleben, Erinnerungen eines Ostpreußen 1944-1948“. Während es meine Mutter und meinen Onkel Alfons in die spätere Bundesrepublik Deutschland  verschlug, fanden die anderen in der späteren „DDR“ von Rostock bis Leipzig eine neue Heimat. Mein Großvater verstarb 1972 in Leipzig, meine Großmutter bereits 1946 in Rostock an den Entbehrungen der Flucht.

 

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